Christof Loy macht Schrekers Der Schatzgräber mit einer ausgefeilten psychologischen Figurenführung zu einem starken Abend mit einem hervorragenden Sängerensemble.
Von Georg Kasch
Was ist mit dieser Königin los? Eigentlich siecht sie dahin, weil ihr der Schmuck geraubt wurde. Nun aber taucht sie wie ein Gespenst im nächtlichen Saal aus dunklem Marmor auf, in dem die Schlossgesellschaft versammelt ist. Während im Orchester die Leidenschaften jubeln, gehen sich die Menschen oben auf der Bühne an die Wäsche. So sind Els und Elis, das zentrale Paar, nicht allein mit ihrer Lust: Frauen und Männer tauschen erst lange Blicke, dann flüchtige Berührungen, Umarmungen, Küsse, auch Männer und Männer, zu zweit, zu dritt, die Königin mittendrin. So machen’s alle, könnte man meinen. Nur der Narr steht daneben und schaut zu. Und der König fehlt. Was also treibt die Königin hierher (übrigens eine stumme Rolle, auch das ist ja aufschlussreich)? Vielleicht eine innere Leere, für die der Schmuck, den sie vermisst, nur eine Chiffre ist: fehlende Lust, Gefahr, Ausschweifung.
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