An der Oper in Straßburg bringt der Regisseur Ted Huffman Die Vögel von Braunfels als französische Erstaufführung auf die Bühne. Die wird erneut zu einem starken Argument für die Repertoiretauglichkeit des Stücks.
Von Tobias Gerosa
Wie ist die Menschenwelt doch öde! Andrew Liebermanns Bühne für die Straßburger Opéra national du Rhin ist ein deprimierend keimfreies, graues Großraumbüro: 16 mal die genau gleiche Bürokäfigbox, die gleiche Briefablage, der gleiche Monitor in einer Farbe, als wäre ein 1970er-Plastiktraum auferstanden. Darin uniforme Arbeitskräfte in gekonnt unauffällig eleganten, gekonnt unauffällig bunten Kostümen. Doey Lüthi hat auf geschickte Weise aufgenommen, dass die meisten Figuren hier laut Libretto Vögel sind. Wenn Menschen bei Rabe, Adler oder Meise zuerst das Federkleid wahrnehmen, scheint der Blick hier umgedreht zu sein: als wunderten sich fremde Wesen über das Aussehen dieser seltsamen Menschen.
Darum geht es ja auch in Aristophanes‘ Komödie aus dem Jahr 414 v. Chr. und in Walter Braunfels‘ Opernversion von 1920, die in Straßburg jetzt ihre französische Erstaufführung und x-te Wiederentdeckung erlebt. Bruno Walter leitete die Münchner Uraufführung, doch nachdem die Nazis Braunfels zum Halbjuden bestimmt und die Aufführung seiner Werke verboten hatten, wurde der damalige Erfolg nachhaltig unterbrochen. Anlässlich der bisherigen Wiederaufführungen und der CD-Aufnahme unter Lothar Zagrosek in den 90er-Jahren (Reihe „entartete Musik“ der Decca) wurde immer wieder festgestellt, dass das Stück verdiene, mehr gespielt zu werden. Die Straßburger Aufführung gibt dem erneut Recht.
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