Am Theater Hagen inszeniert die Sopranistin Angela Denoke Mozarts Don Giovanni. Der Aufführung fehlt es allerdings an Action und Erotik. Dafür wird viel herumgestanden und ins Parkett gesungen.
Von Christoph Schulte im Walde
Das sieht gar nicht gut aus! Ein einziger stattlicher Baum am Rande der Straße – und an seiner Seite der Sportwagen, der bis gerade eben noch so superschick aussah und mit hoher Drehzahl locker jede Kurve nahm. Jetzt auf einmal ist er nur noch ein einziges verbeultes Wrack, an dem eine spärlich glimmende Heckleuchte baumelt und ein Frontscheinwerfer vor sich her dümpelt. Das war wohl definitiv die letzte Fahrt, da scheint nichts mehr zu retten. Wer saß am Steuer? Don Giovanni? Oder Leporello? Letzterer jedenfalls schiebt einen runden Kanaldeckel auf der Straße beiseite und entsteigt, „Notte e giorno faticar“ auf den Lippen, der für ihn wohl wenig anheimelnden Unterwelt.
So beginnt Mozarts von Angela Denoke inszenierter Don Giovanni im Theater Hagen: auf einer einsamen Landstraße nach einem Crash mit Totalschaden. An diesem Bild, das Timo Dentler und Okarina Peter für diese Inszenierung entwickelt haben und das im ersten Moment auch ziemlich interessant und spannend wirkt, wird sich bis zum bitteren Ende auch nichts ändern. Ein Totalschaden also. Kein schlechtes Bild für diesen Casanova, diesen bösewichtigen Frauenhelden, der sich skrupellos, mitunter aber auch einvernehmlich, nimmt, was er kriegen kann. In Hagen wirkt er auf der Bühne wie ein Investmentbanker. Oder wie der Chef einer einflussreichen Anwaltskanzlei, mit Leporello als Chefsekretär. Beide jedenfalls schnieke gekleidet in schwarzem Anzug mit weißem Hemd. Der Herr und sein Diener. Aus vergleichbarem Milieu stammen Donna Elvira, Donna Anna, Don Ottavio und sogar Masetto. Allein dessen Braut Zerlina fällt etwas aus dem Rahmen und wirkt mit knallroter Brille und kurzem Röckchen wie ein leicht aufmüpfiges Girlie.
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