George Petrou tritt als neuer Künstlerischer Leiter bei den Händel-Festspielen in Göttingen mit Giulio Cesare an –als Dirigent und Regisseur in Personalunion.
Von Roland H. Dippel
George Petrou als Künstlerischer Leiter und Jochen Schäfsmeier als Geschäftsführer übernahmen nach dem zweiten Corona-Sommer die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen von Laurence Cummings und Tobias Wolff, dem designierten Intendanten der Oper Leipzig. Letzterer verpflichtete bereits den Göttinger Cesare-Protagonisten Yuriy Mynenko aus Petrous Start-Inszenierung von Giulio Cesare in Egitto für seine Leipziger Koproduktion mit dem Théâtre des Champs-Élysées in Paris, Montpellier und Toulouse. Indes sprang Carlo Vistoli, der dort im Mai den Tolomeo sang, bei den Händel-Festspielen Halle für den erkrankten Iestyn Davies ein und rettete so das Festkonzert am Eröffnungswochenende. Fast schon verrückt geriet die Konstellation, dass im Göttinger Festspiel-Nachtkonzert Händel goes Tinder: A new multimedia opera die Schäferin Dorinda aus Händels Orlando in einem Medienambiente burleske Spielsituationen durchlebt, Halles Opernintendant Walter Sutcliffe aber in seiner aktuellen Orlando-Inszenierung vor derlei Umtrieben warnt: Als rasender Roland fesselt Xavier Sabata dort im Keller seiner Maisonette zwei Frauen und weidet sich am Monitor an ihrer wehrlosen Zappelei.
Der Göttinger Einstand von George Petrou als Dirigent und Regisseur in Personalunion gerät weitaus verspielter. Ohne den Intrigen der pharaonischen Geschwister Tolomeo und Cleopatra die Brisanz zu nehmen, läuft die Sache in der auf viereinhalb Stunden kommenden Göttinger Inszenierung geschmeidig und, abgesehen von wenigen tödlichen Zwischenfällen, sogar komödiantisch. Bei Petrou stören moderne Menschen die Grabesruhe in der Pyramide. Und so kommen deren tote Residenzgäste aus dem Dunkel der Sarkophage wieder ans Licht. Ganz logisch ist die Sache nicht – und auch nicht ganz neu. Bereits der romantische Star-Choreograf Marius Petipa hatte 1862 nach Théophile Gautiers Le roman de la momie ein Ballett kreiert, in dem Forscher unter Opium-Einfluss ein schaurig schönes Ägypten-Traumabenteuer erleben.
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