Beim Gstaad Menuhin Festival überzeugt Jonas Kaufmann in einem auch sonst hervorragend besetzten konzertanten Fidelio, während Daniel Behle seinen Tenor bei einem Liederabend üppig verschenkt.
Von Manuel Brug
Fidelio
„Gott, welch Dunkel hier!“ – Versiert lässt Jonas Kaufmann in der großen Arie des Florestan seinen dunkelgaumigen Tenor aus einem fast unhörbaren Pianopianissimo zu stolzem Forte anschwellen. Das ist zum einem ein Sängerstunt, wirkungsbewusst und souverän, aber ebenso die musikalisch rollendeckende Gestaltung einer Schicksalspartie. Denn auch wenn es gar nicht so wirkt – der gebrochene Fidelio-Held, das ist seit 2002 (nach lyrischen Stückanfängen als Jacquino) womöglich die Rolle, die den gegenwärtig berühmtesten Tenor am längsten begleitet: in sehr verschiedenen Inszenierungen und unter so renommierten Dirigenten wie Claudio Abbado oder Franz Welser-Möst (beides per CD bzw. DVD festgehalten)
Das Dunkel im weißen Konzertzelt hinter der Tennishalle ist freilich nur relativ. Und auch wenn von der Seite aus, zurückhaltend, nachdenklich, ambivalent in ein Figurenschicksal des Duckmäusers hineinhörend, Peter Simonischek staatstheaterhaft und trotzdem menschlich am Stehpult statt der Fidelio-Dialoge Roccos Erzählung, die berühmte Monologfassung von Walter Jens feinsinnig rezitiert und in der „Gold“-Arie ein Frankenschein den Besitzer wechselt – es bleibt Konzert in Frack und Abendkleid. Doch nicht unpassend für Beethovens Musiktheater-Schmerzenskind zwischen Singspiel, Befreiungsoper und Oratorium. Vor allem wenn es so exzellent besetzt ist.
Jetzt weiterlesen!
Dies ist Premiummaterial. Testen Sie unsere Angebote, um den gesamten Artikel zu lesen.
Abonnieren
Das aktuelle gedruckte Heft jetzt bestellen oder komplett online lesen!Jetzt mit wenigen Klicks zum OPER!-Inhalt
Ausprobieren
Zwei ausgewählte Artikel kostenlos lesen? Dann registrieren Sie sich hier!In dieser Ausgabe kostenlos: