Damiano Michieletto inszeniert an der Berliner Staatsoper Leoš Janáčeks Jenůfa. Die Produktion erfriert jedoch in ihrer überzogenen wie wenig durchdachten Symbolik.
Von Peter Uehling
Zu Beginn stehen sie alle wie gefroren im Guckkasten. Die Gesellschaft in Leoš Janáčeks Jenůfa ist kaum auszuhalten, sie sind stumpf wie die Großmutter Buryja, gewalttätig wie Laca, eitel und betrunken wie Števa oder von diabolischer Frustriertheit wie die Küsterin. Was kann Jenůfa dieser allgemeinen Niedertracht entgegensetzen? Was ist das Pfund, mit dem sie gegen ihre Stiefmutter, die Küsterin, wuchern kann?
In der neuen Jenůfa-Produktion an der Berliner Staatsoper Unter den Linden, inszeniert von Damiano Michieletto, weiß man das nicht zu sagen, und die Titelheldin, Camilla Nylund, kann es darstellerisch nicht recht vermitteln. Man könnte natürlich an so etwas wie Anmut und eine Art Unschuld denken, der auch der Makel eines nach Dorfverständnis sündig empfangenen Kindes nichts anhaben kann. Gegen die Küsterin von Evelyn Herlitzius wirkt sie naiv. Das betrifft über das Spiel hinaus auch den Gesang – obwohl man Camilla Nylund unter klanglichen Gesichtspunkten sonst jederzeit Evelyn Herlitzius vorziehen würde. Letztere findet im Zuge ihres darstellerischen Furors derart viele Schattierungen des Kalten und Schrillen, dass sie jederzeit den Dialog dominiert.
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