Verdis La forza del destino am Saarländischen Staatstheater landet in der Inszenierung von Lorenzo Fioroni nach drastischen Massenszenen auf Thriller-Niveau, visuell im bitter-harten Neorealismo.
Von Roland H. Dippel
Verdi war spürbar unentschlossen, was das Ende seiner 1862 in Sankt Petersburg uraufgeführten und für die Mailänder Scala 1869 bearbeiteten Oper La forza del destino (Die Macht des Schicksals) angeht. Wie angeklebt wirken die überhaupt nicht zum Trost tauglichen Streicherklänge. Sie klagen über mindestens drei tote Hauptfiguren sowie viele Kriegs- und Menschenopfer. Bis zu diesen bemüht versöhnlichen Schlusstönen verlor sich Verdi mit kreativer Lust in den bizarren und die Haupthandlungen überwuchernden Chorszenen des Librettos von Francesco Maria Piave und Antonio Ghislanzoni nach Ángel de Saavedras Tragödie Don Álvaro o la fuerza del sino.
Hans Neuenfels und Götz Friedrich prägten vor 40 Jahren mit ihren Forza-Inszenierungen einen Stil des realistischen und besonders wilden Musiktheaters. Lorenzo Fioroni setzte jetzt am Saarländischen Staatstheater noch einen drauf. Er pfiff auf die zeitliche Stringenz und Kohärenz des durch den Zufall und starre Sozialkonventionen diktierten, eigentlich Mitte des 18. Jahrhunderts spielenden Sujets. Der erste Akt ist bei Fioroni eine fast autonome Commedia dell’arte mit überzeichneter Gestik. Nach drastischen Massenszenen auf Thriller-Niveau landet Fioroni visuell im Neorealismo. Mit bitterer Härte und trauriger Präzision lässt er sich auf die Schroffheiten von Verdis Fetzer ein.
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