Das Puccini-Festival in Torre del Lago setzt die Werke des Veristen in Beziehung zu den Werken seines Umfelds und seiner Nachfolger. Ein überzeugender Weg aus der Touristenfalle!
Von Uwe Friedrich
Satyricon
Unter der künstlerischen Leitung von Giorgio Battistelli, selbst einer der bedeutendsten Komponisten Italiens, bewegt sich das Puccini-Festival konsequent weg vom Image der zweifelhaften Touristenfalle, hin zu einem Ort der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Opernschöpfer, seinem Umfeld und seinen Nachfolgern. Bruno Madernas letztes Bühnenwerk Satyricon bildet die ideale Ergänzung zu Puccinis Eskapismus in Madama Butterfly, die erneut in der überzeugend feministischen Sichtweise der Regisseurin Manu Lalli gezeigt wurde, die auch Madernas groteskes Vexierbild einer dekadenten Gesellschaft inszenierte.
Anspielungs- und zitatenreich stellt sie eine gemischte Gruppe amüsierwütiger Neureicher bloß, die ziellos schon gar nicht mehr nach einem Sinn ihres Daseins sucht. Zwischen Fellinis Melancholie und Viscontis Edelkitsch schwanken ihre Bilder, während vor allem Joël O’Cangha als Trimalchio eine ironische Härte in die scheinbare Heiterkeit bringt. Der Dirigent Tonino Battista hält die Partitur mit dem römischen Parco della Musica Contemporaneo Ensemble straff zusammen und treibt die facettenreiche Musik unerbittlich voran. Das perfekt aufeinander eingespielte Ensemble liefert die überdrehten Pointen mühelos, es wird viel gelacht bei diesem Blick in den Spiegel, der uns im Gewand der Antike die eigenen Schwächen vorführt.
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