Andrea Breth inszeniert Brittens The Turn of the Screw in Brüssel. Und lässt die Deutung dabei in der Schwebe.
Von Uwe Friedrich
Nichts ist wie es scheint auf dem abgelegenen Landsitz Bly. Die schwer erziehbaren Geschwister Flora und Miles sind eine Herausforderung für die neue Gouvernante, auch die Hausangestellte Miss Jessel ist keine große Hilfe. Schließlich musste die Neue im Haus dem Erziehungsberechtigten versprechen, ihn nicht mit Fragen zu behelligen und alle Probleme allein zu lösen. Der Komponist Benjamin Britten hielt sich genau an die Vorgaben von Henry James‘ Novelle The Turn of the Screw, deren Reiz in der Offenheit zwischen psychologischer Studie und Schauerroman liegt. Bis zum Schluss bleibt unklar, ob die überspannte Erzieherin sich die Geistererscheinungen nur einbildet, ob es in der Vergangenheit zu Kindesmissbrauch durch Peter Quint und Miss Jessel kam oder ob vielleicht die Kinder alles nur inszeniert haben, um die unerwünschte Erzieherin in den Wahnsinn zu treiben. Auch die Regisseurin Andrea Breth hält die widersprüchlichen Möglichkeiten in der Schwebe, überlässt dem Zuschauer die Deutung. Oder den Zweifel, ob solche Geschichten überhaupt eindeutig geklärt werden können. So muss jeder selbst entscheiden, was er glauben will, wie bei den Gemälden des belgischen Surrealisten René Magritte, dessen Bilderfindungen den Ausstatter Raimund Orfeo Voigt unverkennbar inspiriert haben.
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