Szenisch zäh, musikalisch mäßig: Herbert Fritsch hat an der Wiener Staatsoper Il barbiere di Siviglia inszeniert, Juan Diego Flórez reüssiert als Graf Almaviva.
Von Christoph Irrgeher (Redakteur der Wiener Zeitung)
Als es in Wien noch Punks gab, ging unter älteren Semestern eine scherzhafte Vermutung um. Diese Jugendlichen seien wohl „um fünf vor sechs zum Friseur gegangen“ – und liefen darum mit halbrasiertem Kopf herum. Ähnliches könnte man über Herbert Fritsch und sein Regiedebüt an der Wiener Staatsoper sagen. Nicht wegen der befremdlichen Schauwerte dieses Abends, sondern weil es dem Schauspiel an handwerklicher Durchgestaltung mangelt. Fritsch hat die Verkleidungskömodie Il barbiere di Siviglia bloß bis zur Pause sichtbar inszeniert – danach lässt er die Darsteller an der Rampe versauern und damit Langeweile aufkommen. „Wäre der Augenblick doch schon da, der uns vereint!“, seufzt die verliebte Rosina im zweiten Akt in Graf Almavivas Richtung und bringt damit nicht nur ihre Sehnsucht nach einem baldigen Ende auf den Punkt. Wie viel Zeit ist nun schon vergangen, seitdem sich die junge Schöne aus dem Klammergriff des ältlichen Bartolo zu befreien versucht hat? Gefühltermaßen mehr als die bereits abgesessenen zwei Stunden dieses zunehmend matten Mummenschanzes.
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