In Berlin gehen zwei „problematische“ Opern über die Bühne. Während sich die Staatsoper Unter den Linden mit Puccinis La fanciulla del West immerhin ernsthaft auseinandersetzt, floppt der Freischütz zum 200. Uraufführungsjahr am Konzerthaus.
Von Peter Uheling
La fanciulla del West
Männerlastige Opern sind oft unbeliebt. Siegfried gilt als zäh. Simon Boccanegra blieb auch nach Überarbeitung eher in den Randzonen des Repertoires. Und Giacomo Puccinis La fanciulla del West hat zwar nicht weniger Frauenrollen als Tosca – eine –, aber Kalifornien zur Zeit des Goldrauschs ist ein derart testosterongesättigter Schauplatz, dass die Wirtin Minnie große Mühe damit hat, diesen Herren die Segnungen der Zivilisation näherzubringen. Das melodische Element scheint in dieser Partitur gleichsam unterdrückt, und wenn es dann im dritten Akt, im „Ch’ella mi creda“ plötzlich erscheint, ist man fast irritiert von der plötzlichen Einfachheit in dieser so gebrochen instrumentierten Partitur. „Gebrochen“ heißt nicht nur, dass hier ein tradiertes Klangbild mit Dämpfern und Ganztonleitern beschädigt wird, sondern dass die gesamte Palette vom fast genormten Repräsentativ-Klang bis zu seinen Resten aufgerufen wird. Unter Komponisten von Anton Webern bis Giuseppe Sinopoli galt die Fanciulla als Puccinis kunstvollste Oper.
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