Birgit Nilssons Stimme konnte Orkanstärke erreichen, unter den Wagner-Sängerinnen des 20. Jahrhunderts war sie eine der kolossalsten. Als Mensch war sie stets unprätentiös und besaß einen bodenständigen Humor. Das Birgit-Nilsson-Museum in ihrer südschwedischen Heimat hält die Erinnerungen an diese Ausnahmesängerin liebevoll lebendig.
Von Manuel Brug
Süß schmeckt es, und fluffig fühlt es sich im Mund an: ein runder, freilich kalorienlastiger Konditorentraum aus Erdbeercreme, einem kleinen Sahnebaiser, Mandeln und Pistazien und zur optischen Abrundung mit einem Rosenblatt verziert. Das ist es, das Birgit-Nilsson-Diven-Törtchen, angeblich nach eigenem Rezept. Die kann man sich mit viel Walküren-Schmackes einverleiben, dazu aus der Nilsson-Tasse den Birgit-Tee trinken – und dazu schmettert aus dem Lautsprecher die gefeierte Wagner-Heroine auf ewig ihr „Hojotoho“.
Mitnehmen kann man das alles, so es käuflich erworben wurde, ebenfalls. Dafür geht man die paar Schritte aus dem clever zwischen den einstigen Schweinekoben und Kuhabteilen platzierten Stallcafé in den Shop, wo es die Biggy-Bag gibt, einen abwaschbaren Einkaufsbeutel, der die große, so humorbegabte schwedische Sopranistin mal mit der Heckenschere bei der Gartenarbeit abbildet und mal als Sixties-Vamp mit falschen Fingerkrallen und Betonfrisur: zwei sehr authentische Seiten einer Wagner-Legende. Es muss eben nicht immer die Birkin-Bag sein. Und wenn man Glück hat, dann steht auch eine ihrer Verwandten hinter der Kasse und hat noch die eine oder andere Diven-Schnurre abrufbereit. Denn im einzigen wie einzigartigen Birgit-Nilsson-Museum, das leider nur während der Sommermonate zugänglich ist, wird noch viel Wert auf Familienanschluss zu Skandinaviens salopper Soprantrompete gelegt.
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