Juliane Banse war eine prägende Mozart-Sängerin der 2000er-Jahre – mit Aussichten auf Strauss. Heute unterrichtet sie in Düsseldorf und singt vor allem neueres Repertoire.
Von Kai Luehrs-Kaiser
Wo ist der schöne Seelenton hin? Früher gab es ihn öfters. Gemeint ist: ein gewisses Flimmern in der Herzgegend der Töne. Vor allem bei Sopranistinnen fand man ihn, so etwa bei Irmgard Seefried, Elisabeth Grümmer oder Elisabeth Schumann. Lang ist’s her. Heute könnte man – als fast letzte Vertreterin dieser herzerwärmenden Eigenschaft des Gesangs – die Sängerin Juliane Banse als Zeugin aufrufen. Um sentimental zu werden. Denn sie hatte ihn. Und weiß doch kaum, was mit dem Herzenston gemeint sein mag. „Jedenfalls etwas Gutes“, schätzt sie. „Persönlichkeit sollte durchscheinen im Klang einer Stimme“, so Banse. „Wiedererkennbar“ sollte sie gleichfalls sein. Demnach wären die Herzens- oder Seeleneigenschaften, die man an dieser Sängerin bewundert, eine Kehrseite anscheinend persönlicher, charakterlicher Liebenswürdigkeit? „Wollen wir hoffen!“, so Banse lakonisch.
„Für mich geht es darum, meine Person in dem, was ich tue, durchscheinen zu lassen. Und dass die Zuhörer anders nachhause gehen als sie gekommen sind“, ergänzt sie. „Wofür mache ich es denn sonst?“ Inzwischen ist es trotzdem etwas ruhiger um die Sopranistin geworden. Bei der Uraufführung von Heinz Holligers Oper Lunea – dessen Schneewittchen sie zuvor aus der Taufe gehoben hatte – sang sie 2018 in Zürich die weibliche Hauptrolle. Außerdem die Jeanne d’Arc in Braunfels Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna. Keine traditionellen Rollen.
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