Roland Schwab will in seiner Tristan-Inszenierung zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele zeigen, wie sich Leidensextreme mit einem Höchstmaß an Schönheit verbinden.
Von Andreas Berger
Das Festspielhaus kam in einer großen Kiste. Ein Modell, so raumgreifend wie ein Kaffeehaustisch, ausgestattet mit dem berühmten Bayreuther Proszenium. Hanno Buddenbrook hätte seine Freude daran gehabt. Für Roland Schwab und seinen langvertrauten Bühnenbildner Piero Vinciguerra aber bedeutete es, dass aus dem ehrenvollen Jobauftrag künstlerischer Ernst wird. Seit Dezember 2021 weiß der in München lebende Regisseur, dass er eine außerordentliche Neuinszenierung von Tristan und Isolde bei den Bayreuther Festspielen machen darf. Das Kammerspiel mit wenig Personen und kurzem Chorauftritt aus dem Off wurde von der Festspielleiterin Katharina Wagner kurzfristig ins Programm genommen, um prophylaktisch etwaige coronabedingte Ausfälle beim neuen Ring und den Chor-Opern auffangen zu können. Zum zweiten Mal erst in der kompletten Festspielgeschichte wird es in diesem Jahr damit zwei Neuinszenierungen geben, denn Valentin Schwarz’ Ring-Interpretation musste ja ebenfalls pandemiebedingte Verschiebungen hinnehmen.
„Das Werk hat damit wieder die Funktion, für die es Wagner einst vermeintlich schrieb: als leicht zu besetzendes Kurzopus seiner Musik Bahn zu brechen, während ihm der Ring zum schier unrealisierbaren Vierteiler auswuchs“, wirft Roland Schwab ein und vertraut auf die Pointe, dass Wagner bald schon die Schwierigkeiten seiner kleinen „Operette“ erkannte, die in Wien 1863 nach vergeblichen Proben als unaufführbar zu den Akten gelegt wurde. Cornelius Meister am Pult sowie festspielerfahrene Sängerinnen und Sänger wie Catherine Foster und Stephen Gould werden das in Bayreuth nun sicher bewältigen. Doch hat man als Regisseur immer gleich ein passendes Konzept in der Tasche? „Einen Tag nach Katharina Wagners Anruf mit der fixen Zusage saßen wir bereits in einer Zoom-Konferenz mit allen Gewerken“, erzählt Schwab.
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