Unter dem Titel „Die Oper ist tot – es lebe die Oper!“ bebildert die Bonner Bundeskunsthalle mit schönen Objekten eine Schau zur Geschichte der Oper. „Die goldenen Jahrhunderte der Oper“ wäre vielleicht der treffendere Titel gewesen.
Von Andreas Berger
Eine Ausstellung wie einen Opernbesuch aufzubauen, ist an sich schon eine schöne und sinnlich gewinnende Idee: Wer sich der Schau zur 400-jährigen Geschichte der Oper in der Bonner Bundeskunsthalle nähert, gelangt erstmal in ein plüschiges Foyer, muss verspiegelte Gänge durchwandern, bis sich ihm im großen Saal auf einer zwei Etagen hohen Videoleinwand der Vorhang vor immer neuen Zuschauerhäusern von Hamburg bis Bayreuth öffnet.
Man selbst steht derweil quasi mit auf der Bühne, kann die raumfüllende Installation des Kleides der Prinzessin Turandot mit meterlanger Schleppe aus der Wiener Neuinszenierung von 1961 flankieren und via Kopfhörer Puccinis Musik dazu hören. Einst hat sich Birgit Nilsson mit diesem Wahnsinnsmantel abgeschleppt. In einer Vitrine ist auch die Krone zu sehen, die Maria Callas für das Plattencover der Mailänder Turandot“Aufnahme von 1957 trug. Und farbenprächtige Drucke für die Bühnenbilder, die der Verlag Ricordi als Muster für Aufführungen dieses Erfolgswerks verlieh. Das mit den Rechten der Werke von Donizetti, Bellini, Rossini, Verdi und Puccini reich gesegnete Medienhaus mischte sich offenbar sehr offensiv in die Inszenierungen ein. Für Aida etwa wurden Leihfanfaren für den Triumphmarsch und ganze Regiebücher angeboten, in denen die Schritte der Solisten und Chorbewegungen gemäß der Mailänder Musterinszenierung genau verzeichnet waren.
Schöne Schau – mit Lücken
Gewinnt man als Besucher anhand solcher Leihgaben gute Einblicke in die Produktionsverfahren der Oper, muss man Kenntnisse der Musikgeschichte am besten selbst mitbringen. Vom Belcanto ist nicht mehr übrig als Porträts des hübschen Bellini und des dicken Rossini, dazu kann man dann vom Audioguide Arien von Donizetti (!) und Rossini anwählen. Dafür erfährt man mehr darüber, wie sich die Mailänder Scala seit ihrer von reichen Privatpersonen gesponsorten Gründung 1778 organisiert hat: Diese Geldgeber besaßen bis ins Jahr 1920 155 der 194 Logen des Hauses und hießen nach diesen Logen die Palchettisti.
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