Die Klassikwelt, und da macht die Oper keine Ausnahme, ist ein Reisezirkus internationaler Stars. Das schlägt auf die CO2-Bilanz. Doch ob die Oper auch Öko kann und will, muss sich in Zukunft erst noch zeigen.
Von Manuel Brug
Nein, nicht Nachhall, Nachhaltigkeit! So schallt es aus den PR-Alphörnern, mit denen das Gstaad Musikfestival (einst gegründet vom seligen Klassik-Frühökoguru Yehudi Menuhin) in diesem Sommer um Festspielaufmerksamkeit buhlt. Und ja, auf den grünen Wiesen im Heidi-Land, vor Holzchalet-Kulisse und neben bimmelndem Braunvieh, kann man sich die grüne Klassik sehr herzig vorstellen. Zumal wenn das Motto „Wien“ mit viel seit Corona noch nachzuholendem Beethoven lockt. Der feiert das „Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande“ im Konzertsaal ja schon seit 1808 mit der Pastorale.
Doch die Idylle im Berner Oberland ist längst nicht so klimafreundlich wie sie tut. Für die Missa Solemnis zum Auftakt müssen der Dirigent René Jacobs aus Paris, das Freiburger Barockorchester aus dem Breisgau und der RIAS-Kammerchor aus Berlin anreisen, für das finale Hohelied der Fidelio-Gattenliebe Jonas Kaufmann aus Salzburg, Anja Kampe aus Wien, der Dirigent Jaap van Zweden aus Amsterdam (immerhin leitet der ja noch zusätzlich die Orchesterakademie, deren junge Mitglieder freilich auch weltweit gecastet werden und dementsprechend weite Wege haben), das Festival Orchestra aus der gesamten Schweiz und der Chor aus Brünn. Ganz zu schweigen von den meist solventen Besuchern, die in ihr Gstaader Drittchalet mit dem Privatjet oder in mehreren SUVs anreisen, und die auch während der Pause in der VIP-Lounge nicht auf französischen Champagner und importierte Leckereien verzichten wollen.
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