Untertitel haben das Opernerlebnis verändert, teilweise verbessert – sowohl im Fernsehen als auch im Stream oder live im Opernhaus. Doch Untertitel entfernen sich immer mehr vom textlichen Original. Und werden Teil einer übergriffigen Regie.
Von Kai Luehrs-Kaiser
Preisfrage: Was ist bei einer Opern-Übertragung im Fernsehen eine „Safety Area“? Worin besteht die „Standzeit“? Und wie lange muss ein Einzeiler bei den Untertiteln unbedingt zu sehen bleiben, damit man ihn noch versteht? Nun, die Antwort auf die letzte Frage lautet: zwei Sekunden. So lange muss man den Untertitel lesen können, dann folgt der nächste. (Bei Zweizeilern: vier Sekunden.) So genau wollten Sie es gar nicht wissen? Noch etwas: Damit die Buchstaben den Sängern nicht in die Nase ragen, müssen Untertitelmacher penibel darauf achtgeben, dass ein bestimmter Rahmen, die „Safety area“, nicht überschritten wird. Bei Opern-Untertiteln gilt, wie auch sonst im Leben: Safety first.
Untertitel, ebenso wie Übertitel, haben in der Oper seit vielen Jahren das Gesamterlebnis stark verändert. Teilweise sogar verbessert. Alteingesessene Wagnerianer berichten, dass sich ihnen durch die Möglichkeit, die Texte ihres Meisters während der Aufführung mitzulesen, der Wagner-Kosmos noch einmal ganz neu erschlossen habe. Sie lernen das Objekt ihrer Verehrung erst jetzt richtig kennen – und schätzen. Eva Reisinger, Mitbegründerin des in Deutschland führenden Untertitelungs-Studios „Texthouse“ in Hamburg, berichtet, dass ihre Mutter, eine glühende Verdi-Verehrerin, Macbeth schon jahrzehntelang auswendig mitsingen konnte, ehe sie dank der Untertitel erfuhr, worum es in dieser Oper eigentlich geht. Der Mutter gefällt das.
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