Am Opernhaus Zürich inszeniert Intendant Andreas Homoki Wagners Ring. Mit dem Rheingold ist der Anfang schon einmal glänzend gelungen.
Von Tobias Gerosa
Der neue Zürcher Ring startet aus dem Nichts: Keine Notausgangsleuchten, auch im Orchestergraben alle Lampen aus, wenn die Bässe im tiefen Es zum Rheingold ansetzen; eine Taschenlampe nur, wenn die Hörner dazukommen. Hell wird es erst, wenn der schwarze Vorhang aufgeht, strahlend hell sogar: Christian Schmidt hat einen weißen, eleganten großbürgerlichen Salon mit vier absolut identischen Räumen auf die Drehbühne gestellt. Keimfrei weiß bis zu den Haaren räkeln sich dort die Rheintöchter in blütenreinen Betten. Uliana Alexyuk, Niahm O’Sullivan und Siena Licht Miller setzen die Messlatte in Sachen textverständliches Singen im Sprechfluss hoch. Gianandrea Noseda, der neue GMD, und Andreas Homoki, der Intendant, der zum Schluss seiner Amtszeit (und schon vor den Augen seines Nachfolgers ab 2025 Matthias Schulz) mit dem Ring noch das ganz große Projekt verwirklicht, geben mit diesem Vorabend ein klares Statement ab: Musik und Text gehören untrennbar zusammen – und damit sie zusammenfinden, müssen beide zu ihrem Recht kommen.
Textlich passiert das über eine sehr genaue, feine und immer wieder auch witzige Personenregie. Da wissen alle, was sie warum wann singen – und zwar aus dem Text wie der Musik abgeleitet. Musikalisch bedeutet es zunächst orchestrale Rücksichtnahme, niemand wird hier zugedeckt, Figuren können tatsächlich wie in einer normalen Konversation miteinander sprechen – was fundamental ist, will man das Werk wie Homoki sagt, tatsächlich als „Konversationsstück“ verstehen. Das gelingt eindrücklich. Und es glückt vor allem, weil Musik und Szene zusammenkommen. Noseda hält das Stück in natürlichem, dramatisch durchgestaltetem Fluss und setzt gekonnte Brüche. Die Musik kommentiert, treibt an und bleibt dabei ausgesprochen farbig und transparent, auch wenn sie aufdreht. Die Philharmonia Zürich glänzt dabei auch in den heiklen Einsätzen. Eindrücklich, wie sie mit Noseda die Balance (wenn auch „nur“ mit vier Harfen) im doch kleinen Raum findet!
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