Während Simon Stones Inszenierung von Pendereckis Die Teufel von Loudun an der Münchner Staatsoper den Figuren ihre Vielschichtigkeit schuldig bleibt, belebt wenigstens das Dirigat von Vladimir Jurowski das Bühnenpersonal mit Emotionen.
Von Uwe Friedrich
Unablässig dreht sich der Betonkubus des Bühnenbildes von Bob Cousins, das an eine brutalistische Kirche der 60er-Jahre erinnert, dem Entstehungsjahrzehnt von Krzysztof Pendereckis Exorzismus- und Passionsoper Die Teufel von Loudun. Der triebgesteuerte Priester Urbain Grandier wird sich im Laufe des Abends zu einer Christusfigur wandeln, die nach der Folterung den Peinigern vergibt und gefasst in den Tod geht. Jeanne, die den Niedergang des umtriebigen Priesters wegen Nichtbeachtung in Gang setzte, bemerkt zu spät, was sie angerichtet hat und zeigt sich in ihrem Klosterkämmerlein angemessen zerknirscht.
Die Geschichte von ideologischer Verblendung und religiösem Eiferertum fand der Komponist beim britischen Schriftsteller Aldous Huxley, der wiederum einen verbürgten Fall aus der Zeit Kardinal Richelieus. Der hatte 1632 einen spektakulären Hexenprozess angestrengt, um seine politischen Ziele durchzusetzen. Diese Vermischung von politischen Interessen und reaktionärer Ideologie gegen einen liberalen Priester schien sowohl Huxley als auch Penderecki tagesaktuelle Bezüge aufzuweisen, in der McCarthy-Ära ging es dabei um Kommunistenjagd und der erneuten kommunistischen Erstarrung nach der Tauwetterperiode.
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