Amalie von Sachsens Elvira wird zum Musiktheater-Höhepunkt bei den auch sonst spannenden Dresdner Musikfestspielen.
Von Roland H. Dippel
Jan Vogler, Intendant der Dresdner Musikfestspiele, ist Cellist. Deshalb richtete er beim erstmals seit drei Jahren wieder im früheren Umfang zelebrierten Festival den Schwerpunkt „Cellomania 2.0“ aus. Der 45. Jahrgang wurde zudem ein Fest für Vokal- und Musiktheater-Enthusiasten, wenn auch die Eröffnung mit der Zauberflöte entfallen musste. José Cura war da, Ute Lemper auch. Sie und viele andere Sänger sind mit sehr persönlichen Programmen Teil des Festspielgeschehens, in dessen Mittelpunkt große Konzerte mit prominenten Gästen wie den Wiener Philharmonikern unter Andris Nelsons, dem London Philharmonic Orchestra unter Thomas Adès und dem Orchester der Mailänder Scala unter Riccardo Chailly stehen. Auftritte des Dresdner Festspielorchesters unter Ivor Bolton wurden schon frühzeitig wegen pandemischer Erschwernisse abgesagt. Konzeptgrenzen gibt es nur gegenüber Schwerpunkten anderer mitteldeutscher Musikeinrichtungen. Die Dresdner Musikfestspiele sind nur selten ein Forum für Wagner, die Familie Bach oder Händel. Aber ein Ort für bedeutende zeitgenössische Leistungsträger.
Welches Festival könnte es sich leisten, ein Konzert der Sächsischen Staatskapelle unter dem alsbald von dort scheidenden Christian Thielemann als Kooperationsveranstaltung zu bezeichnen? Nach Mendelssohns Schottischer spielte „die Kapelle“ in der Semperoper die Lyrische Symphonie von Alexander von Zemlinsky. Christian Gerhaher hatte abgesagt, Adrian Eröd schuf an seine Stelle zusammen mit Julia Kleiter ein imponierend kräftiges Gesangsfresko. Die Matinée erfüllte alle hohen Erwartungen, sie fand neun Tage später in der idealen Akustik des Kulturpalastes Ergänzung und stilistischen Widerspruch. Dort sangen Andrew Staples und Magdalena Kožená mit dem Chamber Orchestra of Europe unter Simon Rattle Mahlers Lied von der Erde, in der Fassung für Kammerorchester von Glen Cortese. Die gelichtete Lesart verklärte die Schatten von Reife, Nachdenklichkeit und sympathisierender Distanz in Koženás nicht mehr ganz jugendfrisch hellem Mezzo. Staples empfiehlt sich mit unaufdringlicher Schönheit, die seine Kraftreserven überlagert, für alle tückisch hohen Tenor-Partien von Schreker bis Korngold. Rattle ermöglichte beiden ein bewusstes Singen, alle wurden mit bewunderndem Applaus bedacht.
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