In der Essener Philharmonie endete die bejubelte Tournee von Händels Oratorium Theodora mit einer Gala-Sängerbesetzung. Gut, dass die konzertante Aufführung den Fokus noch stärker auf die Musik legte.
Von Manuel Brug
Was hatten kürzlich die Wiener, Mailänder, Pariser, Luxemburger und Essener gemeinsam? Sie kamen in den Genuss von Georg Friedrich Händels spätem Oratorium Theodora, aufgeführt von einer reisenden, vokalen wie orchestralen Spitzenbesetzung. Die kleine, überall bejubelte Tour fand in der coronagemäß auf Abstand gefüllten Philharmonie im Ruhrgebiet zu einem triumphalen Ende. Es wurde ein langer Applaus, weil hier ideal besetzte Stars in einem musikalisch intensiven Stück sängerisch vollkommen zusammengewachsen waren; weil sich nach Proben und bereits vier Aufführungen alles gesetzt und perfektioniert hatte – und wohl auch, weil in Essen zudem die Erato-Mikrofone für einen CD-Mitschnitt bereitstanden. Auf diesen kann man sich jetzt schon freuen: Es wird ein barockes Oratorienfest werden.
Obwohl Theodora, die angeblich wahre Geschichte einer sehr christlichen, tugendsamen Märtyrerin, die im Jahr 304 unter Kaiser Diokletian in Antiochia aufrecht den Glaubenstod starb, streng und ohne viel Anhübschung sehr geradlinig wie ausführlich erzählt wird. Selbst der große Händelforscher Winton Dean nennt die Titelheldin, die sogar kurz in der Gefahr steht, sich im Tempel der Venus prostituieren zu müssen, „eine der unerträglichsten Tugendboldinnen“. Ganz so schlimm und strikt ist es dann doch nicht, die Liebe zu einem römischen Konvertiten erleichtert ihr den gemeinsamen Tod. Und musikalisch gehört das Ganze, freilich ohne echte Arien-Hits, zum melodiös Kostbarsten, das sich der reife Händel hat einfallen lassen.
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