Das Theater Basel spielt Claudio Monteverdis Il ritorno d’Ulisse in patria, aber der Titelheld tritt noch nicht einmal auf. Der Regisseur Krystian Lada reißt ein inhaltlich und dramaturgisch zentrales Loch ins Stück, der Versuch jedoch bleibt im Ideenstadium stecken.
Von Tobias Gerosa
Im Schauspielhaus kommt einem die Oper ganz nah. Vor der Bühne spielt das fünfköpfige Continuo, in dem Johannes Keller vom Cembalo aus alles zusammenhält. Hinter der Spielfläche auf einem großen, zweistöckigen Gerüst ist das Orchester („I musici de la Cetra“ als Auszug des Barockorchesters La Cetra) platziert – akustisch günstig, da sich der Klang der fünf Streicher und zwei prominenten Zinken von hier aus gut verteilt. Besser jedenfalls als der der Sänger, die einem fast leidtun müssen, wie sie gegen eine Akustik ankämpfen, die sie wie gegen eine dicke Wattewand singen lässt. Jedenfalls klingt es so, kleinste Unebenheiten sowie die stilistische Uneinheitlichkeit des Ensembles werden dabei gnadenlos ausgestellt.
Warm wirkt nur Katarina Bradić als Penelope. Auch die drei Freier, die hier zugleich die drei Götter sind, mischen sich ausgesprochen schön und trennscharf. In ihren Götterrollen dominieren sie, weil sie hier ständig in Unterwäsche an verschiebbaren Leitern am Portal herumkraxeln (und sich dafür konstant in oder aus den Klettergurten quälen). Lenken sie das Geschehen? Warten sie auf die Gelegenheit, sich als Freier an die wartende Königin Ithakas heranzumachen – drastisch betatschend und bis in ihre Nasenlöcher drängend?
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