Joyce DiDonato macht sich Roméo et Juliette zu eigen: Weiterführung eines bedeutenden Berlioz-Zyklus.
Von Kai Luehrs-Kaiser
Das ist endlich einmal schnell verdientes Geld: Keine zehn Minuten muss Joyce DiDonato ihre Soli singen in Berlioz’ Roméo et Juliette, und schon kann sie wieder abtreten. Ihr Roméo hat sogar noch weniger zu machen. Auch der Chor zieht vorerst ab, macht Platz für drei ausgreifende sinfonische Sätze. Dieser Chorsinfonie-Zwitter, der in einem sardonisch gesungenen Kommentar des Basses endest, zeigt, wie experimentell der junge (und mittlere) Hector Berlioz operierte. Naja, eben deswegen hat er es heutzutage auch so schwer.
Eine Rarität also. Als Vehikel für berühmte Solisten ist das Werk offenbar nicht gut geeignet, ohne dass beim Publikum die leichte Enttäuschung darüber aufkommt, es mit einer Romeo und Julia-Fassung zu tun zu haben, der einfach zwei Dinge fehlen: erstens Romeo und zweitens Julia. Entsprechend dünn ist unser Schallplattenschrank sortiert. Da gibt es ein Paar Alt-Kuriositäten, etwa die Wiener Aufnahme unter Lamberto Gardelli (mit Brigitte Fassbaender und Nicolai Gedda), ebenso eine von Lorin Maazel (mit Christa Ludwig) und eine unter Riccardo Muti (mit Jessye Norman). Julias, wie sie im Buche stehen… Zuletzt warf Robin Ticciati in Glasgow einigen musikalischen Ballast wieder ab. Meist waren es die notorischen „Berliozianer“ – wie Colin Davis, Charles Dutoit oder John Eliot Gardiner –, die hier Maßgebliches zu sagen wussten.
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