Parallel zu Bayreuth werden in Sofia der Ring, Der fliegende Holländer, Tristan und Isolde sowie Parsifal gespielt. Mit den Produktionen möchte sich das Sofia Opera Wagner Festival als modernes Anti-Bayreuth positionieren und dem zeitgenössischen Regietheater eine zeitlosere Ästhetik entgegenstellen.
Von Klaus Kalchschmid
Der Ring des Nibelungen ist für jedes Opernhaus, auch für die großen wie München, Hamburg, Zürich, Wien oder Paris, eine Herausforderung. Aber selbst mittlere oder kleine Häuser wie Oldenburg, Chemnitz, Augsburg oder zuletzt in bemerkenswerter Qualität das wahrlich schnuckelige kleine Coburg, wagen sich in großen bis sehr großen Abständen an die 15-stündige Tetralogie. Denn wenn er sich rundet, dieser Mammut-Ring, ist es der Ritterschlag für ein Theater und alle an der Produktion Beteiligten.
Außerhalb Deutschlands sieht das ganz anders aus. So gab es erst im Vorfeld von Richard Wagners 200. Geburtstag im Jahr 2013 einen ersten kompletten Ring in der bulgarischen Hauptstadt Sofia, ja überhaupt auf dem Balkan. Vor Jahren hat sich dort eine Art Anti-Bayreuth etabliert, dieses Jahr gab es dabei sogar eine Neuinszenierung der Tetralogie zu sehen. Mit Constantin Trinks konnte als musikalischer Leiter ein renommierter Wagner- und Strauss-Dirigent aus Deutschland gewonnen werden. So wird er kommendes Jahr etwa an der Bayerischen Staatsoper Parsifal dirigieren, wie er das gerade in Sofia tat und gleichzeitig noch die Produktion von Tristan und Isolde musikalisch prägte.
Bei den Sängerinnen und Sängern setzt man dagegen ganz auf Kräfte aus Bulgarien, vornehmlich aus den Reihen der Nationaloper selbst. Dass Sofia nun auch vermehrt von ausländischen Wagnerianern gern besucht wird, hat mit der Ästhetik von Plamen Kartaloff und seinem Bühnenbildner Hans Kudlich zu tun. Seine zweite Ring-Inszenierung sieht ähnlich aus wie seine erste, knüpft aber vielleicht noch mehr an Wieland Wagner an. Denn beim überhaupt ersten Ring in Sofia von 2010 bis 2013, der 2015 auch im Festspielhaus Füssen nahe Schloss Neuschwanstein gezeigt wurde, waren zwei Hälften einer Art Scheibe zu sehen, ähnlich wie bei Wolfgang Wagners 1970er-Jahre-Ring. Sieben vielfältig einsetzbare schlanke Kegel konnten, jeweils anders beleuchtet, etwa die Zinnen Walhalls oder die Köpfe der Walküren-Rosse symbolisieren.
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