Am Ende des Jubiläumsjahres der Griechischen Revolution vor 200 Jahren erklimmt mit Die Mörderin von Giorgos Koumendakis die erste griechische Eigenproduktion seit Jahrzehnten die Bühne der Athener Oper. Trotz eindrucksvoller Bilder kann die Produktion nicht ganz überzeugen.
Von Antonia Munding
Mit einem fahlen Klang, dem langgezogenen Cluster eines Akkordeons öffnet sich der Blick auf eine karge Bühne: eine schlichte Agora, ein Brunnen auf einem Felsvorsprung, eine Galerie geflochten aus dürren Ästen. In der Mitte sitzt eine schwarz gekleidete Frau neben einer Holzwiege: „Manchmal ist mir einfach danach, sie bei der Geburt zu erwürgen“, singt sie ungerührt, und schaukelt ein neugeborenes Mädchen zum nervösen Schlag einer Trommel. Mit jedem neuen Stoß gegen die Wiege weichen Kinder und Frauen von ihr zurück, die sie eben noch in einer dichten Traube umringt haben.
Die Geschichte der Mörderin Frangoyannoù, einer Hebamme, die Mitte des 19. Jahrhunderts auf der griechischen Insel Skiathos aus „Gnade“ zur Serienkillerin wird, zunächst die eigene Enkeltochter erwürgt und in der Folge drei weitere Mädchen ertränkt, veröffentlichte der ägäische Dichter Alexandros Papadiamantis als Fortsetzungsnovelle 1903. Nicht nur wegen der dramatischen Story, auch aufgrund ihrer eigenwilligen Poetik, die zwischen Hoch- und Volkssprache changiert, avancierte Die Mörderin zum griechischen Nationalerbe. Giorgos Koumendakis‘ Vertonung des populären Stoffes in der Regie von Alexandros Efklidis wurde bereits 2014 uraufgeführt, ist nun aber zum ersten Mal im neuen Haus der Griechischen Nationaloper zu erleben.
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