Seit einigen Jahren profiliert sich die Oper in Liège als Hort des Schöngesangs mit konservativer Regie. Hier schlägt das Schicksal in Verdis La forza del destino in realistischem Ambiente zu.
Von Uwe Friedrich
Ein dreidimensional nachgebauter Wappensaal eines Schlosses mit intarsiengeschmückter Holzvertäfelung, in dem der handlungstreibende Schuss fällt. Dann eine fotorealistisch ausgestattete Dorfschänke, vor der das pralle Leben tobt. Eine wie eigens gemeißelt aussehende Kathedralen-Fassade mit einer eindrucksvollen Reihe von Heiligenfiguren senkt sich herab, dann fährt ein trostloses Lazarettzimmer aus dem Bühnenboden hoch. Der Ausstatter Gary McCann setzt auf pittoreske Genrebilder, die den Rahmen bieten für ein Epochenpanorama, das Giuseppe Verdis La forza del destino neben der Aneinanderreihung von schicksalhaften Zufällen auch bietet.
Der Krieg ist das Hintergrundrauschen dieser Geschichte von Liebe, Ehre, Treue und Standesdünkel, aber nicht das alles beherrschende Thema. In der Schänke wird getanzt und gesoffen, die vom Krieg gebeutelten Menschen haben hier zwischendurch auch mal ihren Spaß, der ans Frivole grenzt. Die groteske Komik des Fra Melitone bei der Armenspeisung hat in dieser Welt von vorgestern ebenso ihren Platz wie der Rassismus der Familie Vargas, die Don Alvaro wegen seiner südamerikanischen Herkunft nicht als standesgemäß akzeptieren will.
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