Zwischen Il barbiere di Siviglia und La Cenerentola komponierte Rossini die berühmteste unter seinen ernsten Opern: Otello. Im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier hat das Publikum die Wahl, ob das eifersuchtsgeplagte Paar überleben darf.
Von Uwe Friedrich
Kurz vor dem Finale unterbricht ein Conferencier die Handlung. Nun ist das Publikum aufgerufen, mittels vorher verteilter Stimmkarten das Ende der Oper zu bestimmen. Wenn die Mehrheit die weiße Seite hochhält, überlebt Desdemona, bei schwarz wird sie sterben. Wie bei Tancredi hat Gioachino Rossini nämlich auch für seinen Otello zwei Varianten komponiert. Eine tragische für die Uraufführung 1816 in Neapel, eine fröhliche für den römischen Karneval, in der sich alle Vorwürfe in Wohlgefallen auflösen, weil Otello den Unschuldsbekundungen Desdemonas plötzlich glaubt. Anders als in der Premiere entschied sich das Gelsenkirchener Publikum in der besuchten Aufführung für das glückliche Ende. Das hätte auch dem Uraufführungspublikum in Neapel wahrscheinlich besser gefallen als die tödliche Fassung, denn zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Mord und Selbstmord auf der Opernbühne noch Anlass für Skandal und Zensur.
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