Weihnachtszeit ist Opernzeit! Doch was soll man spielen, abgesehen von den Dauerbrennern Der Nussknacker oder Humperdincks Opernhit Hänsel und Gretel, der übrigens gar nicht an Weihnachten spielt? Nicht so einfach, eine Antwort zu finden, wenn es dabei auch noch politisch korrekt zugehen soll.
Von Manuel Brug
Locken die kalorienfett-herzigen Jahresendzeitsing- und -tanzspiele eigentlich noch wirklich die Kunden zur theatervollsten Auslastungsperiode in die Häuser? Wo wir doch heute selbst schon Interpretations- und Darstellungsprobleme haben mit so konservativen Ausstattungsreigen wie Humperdincks Hänsel und Gretel und Tschaikowskys von der strengen Cancel-Culture-Fraktion ob der kulturellen Aneignung von personalisiertem arabischem Kaffee und chinesischem Tee kritisiertem Nussknacker-Ballett. Dabei gibt es großartige Alternativen. Allerdings sind auch die nicht immer politisch korrekt.
Weihnachtsgeschichten gehen manchmal eben auch so: Der Frühlingsgott Owsen macht sich wie in jedem Jahr zwecks Sonnenwende (sagt er) an die Jungfrau Koldja ran, das muss also der 23. Dezember sein. Schneestürme toben durch ein Dorf irgendwo in Kleinrussland, das wir heute alle schmerzlich als die längst wieder unabhängige Ukraine kennen. Die launische Oksana möchte von ihrem Verlobten, dem Schmied Wakula, die Pantöffelchen der Zarin zum Christfest. Eine auf dem Besen reitende Hexe gibt es ebenfalls – und auch den rolligen Teufel, der mit deren Liebhabern, darunter Pope und Bürgermeister, schwankgerecht im leeren Kartoffelsack landet. Das christliche und das heidnische Reussenland, wie es singt und lacht. Sogar der Mond gerät außer Rand und Band in Nikolai Gogols Die Nacht vor Weihnachten, diesem prallkomischen, melodisch feinen Volksvergnügen, das Rimski-Korsakow 1897 ganz fabelhaft farbig vertonte.
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