In Bonn treten der Dirigent Will Humburg und der Regisseur Roland Schwab zur Ehrenrettung von Verdis frühem Ernani an.
Von Klaus Kalchschmid
Giuseppe Verdis Ernani zählt in Italien zwar fast zum Kern-Repertoire, in Deutschland aber wird die frühe Verdi-Oper, seine erste Vertonung eines Victor-Hugo-Stoffs vor Rigoletto, immer noch selten gespielt. Anlass genug für das Theater Bonn, den Zyklus mit frühen Opern Verdis nach Giovanna d’Arco, Jérusalem, I due Foscari und Attila fortzuführen und die fünfte, bis dato reifste und konzentrierteste Oper des 31-jährigen Komponisten ins Programm zu nehmen.
Erneut erweist sich Will Humburg, der schon die vorausgegangenen Premieren dirigiert hat, als großartiger musikalischer Spiritus rector. Er treibt das Beethoven Orchester Bonn zu einer Höchstleistung an, wie man sie auch an größeren Häusern selten in dieser Spannkraft, Ausdrucksvielfalt und Detailgenauigkeit hören kann. Jede Phrase scheint, von einer unsichtbaren Macht angetrieben, vorwärts zu stürmen; die vielen kleinen Verzögerungen und Beschleunigungen erzeugen einen Drive und eine vibrierende Intensität, die keine Sekunde Langeweile aufkommen lässt. So wird ein Paradox zum klingenden Ereignis: Verdi erfüllt zwar immer noch die Konventionen des italienischen Melodramma, möchte aber zugleich in jeder Nummer aus diesem Korsett ausbrechen. Dieser Zwiespalt wird von Humburg nicht eingeebnet, sondern ist der Schlüssel für seine Interpretation: Aus den widerstrebenden Fliehkräften entsteht in jedem Takt ein nicht zu bremsender Sog!
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