Barbara Wysocka inszenierte Katja Kabanowa in Lyon, am Pult stand Elena Schwarz. Corinne Winters ist wieder einmal eine packende Titelheldin.
Von Eleonore Büning
Noch klafft ein Gender-Pay-Gap in bestimmten Bereichen der darstellenden Künste. Gut, dass das endlich mal jemandem aufgefallen ist! Wie das Deutsche Musikinformationszentrum jüngst herausfand, erhalten weibliche Berufsmusiker im Durchschnitt immer noch 25 Prozent weniger Honorar als männliche. Offenbar haben die Bemühungen, das generische Maskulinum in der deutschen Sprache auszurotten, in der Praxis nicht viel bewirkt. Deshalb soll hier ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht werden: In Frankreich, wo man, wenn überhaupt, sprachlich deutlich eleganter gendert – statt „les droits de l`homme“ sagt man jetzt „les droits humains“ – gibt es am Opernhaus in Lyon eine Produktion, bei der die kreative Leitung zu 80 Prozent in weiblicher Hand liegt.
Ein Lichtdesigner ist dabei. Ansonsten haben vier Frauen die Neuinszenierung von Leoš Janáčeks Oper Katja Kabanowa maßgeblich mitgestaltet. Hinzu kommt die anmutige, pathosgeladene Sopranstimme von Corinne Winters. Ihre Katja wird, dank der Intensität und Glaubwürdigkeit ihrer Darbietung, zum natürlichen Mittelpunkt des Stücks. Alles ist an diesem Abend auf sie fokussiert, auch die Nebenszenen, in denen sie nicht auftritt. Seit sie damit in Salzburg im letzten Sommer debütierte, hat Winters die Partie der Katja inzwischen auch in Genf, Brünn und Stuttgart verkörpert, in drei höchst unterschiedlichen Inszenierungen, von Kosky, Gürbaca und Wieler/Morabito. Barbara Wysockas Regie ist nun die vierte Lesart in Folge. Es geht in Lyon aber nicht um die Rechte der Frauen. Wysocka stellt die Schuldfrage.
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