Die Erfurter Domstufen-Festspiele zeigen Tschaikowskys Jungfrau von Orléans vor einer imposanten Kulisse. Musikalisch bleiben ein paar kleine Wünsche offen.
Von Roland H. Dippel
Erstaunlich, dass erst 27 Jahre nach Honeggers Johanna auf dem Scheiterhaufen eine weitere Adaption der an einer Knirschstelle zwischen Staat und Kirche mit dem Feuertod geopferten Jungfrau von Orléans auf die Erfurter Domstufen gelangt. Die französische Nationalheilige Jeanne d’Arc gehört zum kollektiven Gedächtnis Europas und passt demzufolge ideal zum größten katholischen Baumanifest im heute eher durch Luther und die Reformation geprägten Thüringen. In seiner langen Amtszeit als Generalintendant des Theaters Erfurt brachte Guy Montavon seit 2002 neben Opern auch Musicals, u.a. nach Umberto Ecos Roman Der Name der Rose und Jedermann auf den monumentalen Schauplatz mit der durch Absperrungen fast durch eine Mauer von der historischen Altstadt abgeschirmten Zuschauertribüne. Die Szenerie empfiehlt sich für jedes Musiktheater, in dem es um Klerus und Krieg geht. Aber ebenso, wie es die nach der Pause in der ganz späten Abenddämmerung auf den Dom und die Domstufen projizierten Regenbogenfarben verdeutlichen, gehören dorthin auch die Utopien von Liebe, Toleranz und Respekt. Auch das steckt in Tschaikowskys Jungfrau.
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