Tamara Wilson ist äußerst vielseitig, singt Puccini, Wagner und Strauss – und natürlich Verdi. Nur Aida möchte sie nicht mehr verkörpern.
Von Klaus Kalchschmid
Einst beantwortete Tamara Wilson in vier Minuten 22 Fragen blitzschnell und prägnant, während sie der Kamera und dem Interviewpartner entgegengeht; zu sehen auf YouTube! Da sind beim Zoom-Gespräch von München nach Amsterdam, wo die amerikanische Sopranistin als Turandot gerade eine ihrer Parade-Partien in der Regie von Barrie Kosky probt, 40 Minuten geradezu luxuriös; damit ist gemäßigteres Tempo und ein größerer Tiefgang der Antworten möglich.
Ihre Ariadne an der Bayerischen Staatsoper im Februar 2022 hat man noch in bester Erinnerung und sie gesteht: „Ah, ich liebe diese Partie und hab‘ mich in München sehr wohlgefühlt, denn sie ist für einen Sopran eigentlich recht tief und das Vorspiel findet mit viel Parlando quasi backstage statt, also brauche ich da kein Warm-up, ganz im Gegensatz zur Kaiserin!“ – ihrer ersten Strauss-Partie überhaupt. In der Wiederaufnahme-Serie der Frau ohne Schatten 2014 an der Oper Frankfurt musste sie damals die ungekürzte Melodram-Szene bewältigen. Vom Orchester immer wieder unterbrochen und angetrieben, ringt sie darin im dritten Akt sprechend, nicht singend, vehement mit sich, ehe sie schließlich auf den Schatten verzichtet. Damals verblüffte Tamara Wilson mit akzentfreiem Deutsch, obwohl sie die Sprache gerade einmal zwei Jahre auf der Highschool gelernt hatte. Noch heute kann sie sich gut erinnern: „Ich war ganz entspannt, bis man mir sagte: ‚Ach übrigens: Wir nehmen das für eine CD-Produktion auf‘. Da bekam ich Panik, aber Sebastian Weigle war als Dirigent ungemein nett und hilfreich zu mir, gerade bei dieser für den Charakter der Kaiserin und die ganze Oper so wichtigen Szene! Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man das sonst oft auf wenige Takte kürzt.“
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