An der Oper in Göteborg dekliniert Stephen Langridge in Wagners Ring das Thema Nachhaltigkeit durch. Nach vier Jahren und etlichen Streams darf der letzte Teil, die Götterdämmerung, vor Publikum stattfinden.
Von Antonia Munding
Dass es nach dieser Götterdämmerung ein Morgen gibt, selbst wenn Walhall in Rauch aufgegangen ist, wird noch vor den ersten Takten deutlich. HURI MORGONADE (Wie am Morgen) steht in weißen Lettern auf einem Fassadenstück, das eine Blaumann-Truppe auf der Vorbühne mit langen Pinseln emsig nachtüncht. Was wie die letzte Vorbereitung zur Vorstellung aussieht, ist Teil der Inszenierung – und gerade in seiner Beiläufigkeit bemerkenswert. Denn das Bruchstückhafte ist hier Programm, und der Wunsch nach Verständigung wird zum Kitt in einer dystopischen Welt, zum Leitmotiv dieses Götter-Endgesangs, der aus den Trümmern alter Ordnungen Hoffnung zieht und den Zuschauer mit der Utopie einer menschlicheren Welt zurücklassen möchte.
Nach vier Jahren und vielen Streams darf der letzte Teil des Göteborger Ring-Projekts von Stephen Langridge und Evan Rogister, das das Thema Nachhaltigkeit verhandelt, endlich live vor Publikum gespielt werden. Das Bühnenbild von Alison Chitty bildet die wesentliche Verbindung zwischen den Teilen, wobei die Wände aus recyceltem Holz nach und nach löchriger werden. Durch den Diebstahl des Rheingolds ist die Götterwelt aus den Fugen geraten, in der Götterdämmerung steht sie nun vor dem physischen und moralischen Aus, und die Rückwand des Bühnensets ist fast vollständig verschwunden.
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