Die Opernpremieren der Salzburger Festspiele sind auf der Spur der Göttlichen Komödie. Das Rennen macht Katja Kabanowa, die überzeugendste der Produktionen.
Von Eleonore Büning
Der Tag des Zorns ist ein Superthema auf dem Theater. Zumal in Zeiten des Friedens sieht man gern dabei zu, wie die Welt in Asche zerfällt. In Salzburg wird dieser Widerspruch zwischen Sein und Bewusstsein alle Jahre wieder auf dem Domplatz zelebriert, das mittelaltertümelnde Spiel vom Tod des reichen Mannes gehört zum unverzichtbaren Portfolio der Festspiele. Diesmal hat Intendant Markus Hinterhäuser gleich das gesamte Programmpaket – Oper, Schauspiel, Konzert – unter das Motto „Weltuntergang“ gestellt. Als Nachklapp zum Dante-Gedenkjahr 2021 gab er die Parole aus: „Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren.“ Nicht ganz ungefährlich, dieses Motto!
Herzog Blaubarts Burg / De temporum fine comoedia
Gleich die erste Opernproduktion beginnt in kohlrabenschwarzer Finsternis. Ein Baby weint. Eine Frau seufzt. Man sieht die Hand nicht vor Augen. Ein Mönch taucht auf, der, in Songbeleuchtung, gestelzte Anweisungen ins Publikum raunt, die der Librettist Béla Balázs dem vielgespielten Einakter Herzog Blaubarts Burg als Prolog hatte voranstellen wollen. Béla Bartók seinerseits ließ sie unvertont. Normalerweise wird der Text heutzutage weggelassen. Erst nachträglich, im apokalyptisch tosenden zweiten Teil des Abends, kommen wir darauf, dass es der Teufel persönlich war, der uns, bevor es losgeht, schlau gefragt hatte: „Wo ist die Bühne: außen oder innen?“
Jetzt weiterlesen!
Dies ist Premiummaterial. Testen Sie unsere Angebote, um den gesamten Artikel zu lesen.
Abonnieren
Das aktuelle gedruckte Heft jetzt bestellen oder komplett online lesen!Jetzt mit wenigen Klicks zum OPER!-Inhalt
Ausprobieren
Zwei ausgewählte Artikel kostenlos lesen? Dann registrieren Sie sich hier!In dieser Ausgabe kostenlos: